Denn wir alle tragen unseren Rucksack mit uns herum, individuell gefüllt mit Erfahrungen und Gefühlen. Lasse ich mich wahrhaftig ein auf die Beziehung, erlaube ich meiner Partnerin oder meinem Partner auch, diese Gefühle zu triggern. Wenn ich sie zulasse, kann ich erfahren, was dahinter liegt.
Was bedeutet das? Ein Trigger ist ein Ereignis, das ein Trauma reaktiviert, wodurch die damit verbundenen Gefühle ausgelöst werden. Wenn eine Aussage oder ein Verhalten unseres Partners nun eine solche negative Erfahrung triggert und wir mit unangenehmen Gefühlen regelrecht überschwemmt werden, projizieren wir das oftmals auf unser Gegenüber. Dabei übersehen wir, dass sich das ganze Spektakel aber in uns selbst abspielt und unsere eigenen Gefühle hochkommen. Im Kopf läutet hingegen die Alarmglocke Sturm und irgendwann wird die leise Stimme lauter, die uns erklärt: „Wir passen einfach nicht zusammen.“
Veränderung der Rahmenbedingungen
Liebe ist wie das Meer – uralt und doch immer wieder neu. So ist auch das Leben steter Wandel und Veränderung. Kaum haben wir uns an die Gemütlichkeit gewöhnt, bläst uns schon wieder der Wind der Veränderung um die Ohren. Wir dürfen uns neu sortieren und auf die geänderte Situation einstellen. Durch die Änderung der Rahmenbedingungen kann aber auch unser Beziehungsgefüge vor Herausforderungen gestellt werden. Beispielsweise durch die Geburt eines Kindes, der Auszug der erwachsenen Kinder, durch Arbeitslosigkeit oder eine berufliche Veränderung. Möglicherweise merken wir beim Auszug der Kinder, dass wir in den letzten Jahren wunderbar und harmonisch als Eltern funktioniert haben, aber die Paarbeziehung auf der Strecke geblieben ist. Unseren hektischen Alltag haben wir bravourös gemeistert, jedoch lag unser Fokus auf anderen Dingen als der gemeinsamen Beziehung. Nachdem die gemeinsame und verbindende Aufgabe – die Erziehung und Versorgung der Kinder – erledigt war, spüren wir nun die fehlende Verbundenheit zu unserem Partner oder unserer Partnerin. Auf einmal stören uns Kleinigkeiten, die wir vorher gar nicht wahrgenommen haben. Wir werden unzufrieden und streiten immer öfters. Worüber wir streiten, ist allerdings oft nicht der tatsächliche Grund für den Streit – sondern es offenbart sich nun, was sich jahrelang zusammen gestaut hat: fehlende oder fehlerhafte Kommunikation.
Woran liegt das? Wir waren so ambitioniert, gemeinsam die Herausforderungen des Lebens zu meistern, dass wir vergessen haben, uns bewusste Auszeiten für unsere Partnerschaft zu nehmen und uns sogenannte „Paarinseln“ zu schaffen. Eine Metapher zur Verdeutlichung: Wollen wir einen Marathon laufen, erfordert dies jede Menge Lauftraining und Ausdauer. Aber eben auch Erholungsphasen für die Regeneration. Jeder Baustein ist wichtig für das Gelingen des Langstreckenbewerbs. In einer nachhaltig erfüllten Langzeit-Beziehung ist es ähnlich: Lassen wir die Ruhepausen weg, wird es schwierig, ja vielleicht unmöglich, gemeinsam das Ziel zu erreichen.