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Spiritueller Lifestyle
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14.1.2023

Gesunde Grenzen: Wie du Eigenverantwortung übernimmst und die des anderen würdigst

Als Individuen in dieser Welt brauchen wir gesunde Grenzen, um uns zu entfalten. Wie du deine eigenen Verantwortungsbereiche erkennst und dich von jenen deiner Mitmenschen liebevoll abgrenzt, erfährst du in diesem Artikel.
Phi mit Team

Fühlst du dich immer wieder verantwortlich für andere? Hast du das Gefühl, so vieles hängt an dir – und das, obwohl du auch sonst schon genug zu tun hättest? Aktuell kann die Steinbock-Energie diese Schieflage noch zusätzlich verstärken. Denn der Steinbock übernimmt gerne die Verantwortung und geht Verpflichtungen ein – das liegt schlichtweg in seiner Natur. Anders als die altruistische Fische-Energie, macht der Steinbock das aber nicht aus reiner Nächstenliebe. Sondern mitunter, weil er einfach gerne die Kontrolle behalten möchte. Das ist nicht per se schlecht, aber es kann dann zu einem Schattenaspekt werden, wenn es ausufert. Wenn wir die Verantwortung auch für jene Bereiche übernehmen, die eigentlich anderen obliegen. Denn dann können Abhängigkeitsverhältnisse und emotionale Verstrickungen entstehen, die beiden Seiten schaden. In diesem Artikel gehen wir genauer darauf ein, wie wir unsere eigenen Verantwortungsbereiche erkennen und uns von jenen unseres Umfeldes auf gesunde Art und Weise abgrenzen.

Als Individuen in dieser Welt brauchen wir gesunde Grenzen, um uns zu entfalten. Sie zu setzen, bedeutet nicht, Mauern zu errichten zu den Menschen, die wir lieben. Ganz im Gegenteil: Gesunde Grenzen ermöglichen erst Harmonie und Frieden und bilden die Basis für gelungene Kommunikation und erfüllte Beziehungen.

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Dem wirkt aber oft der empfundene Wunsch entgegen, die Kontrolle zu haben, zu behalten und – wenn möglich – zu erweitern. Dem zugrunde liegt das Bedürfnis nach Sicherheit und damit die Angst, dass die vertraute, sichere Welt ins Wanken gerät, wenn wir die Kontrolle abgeben. Geben wir dieser Angst nach in dem Glauben, damit die Sicherheit in unserem Leben zu mehren, dann kann das dazu führen, dass wir regelmäßig Grenzen überschreiten.

Zunächst unsere eigenen. Hier geht es um die persönlichen Grenzen in Bezug auf deine Leistungsfähigkeit und deine Ansprüche dir selbst gegenüber. Indem wir meinen, Verantwortung für jene Bereiche übernehmen zu müssen, die uns eigentlich nicht obliegen, erhöhen wir den Druck auf uns selbst. Das mag eine bestimmte Aufgabe im Job sein, die wir lieber selber machen, als sie zu delegieren und damit die Kontrolle abzugeben. Oder du schmeißt eine Party und spürst schon im Vorfeld einen großen Druck, da du meinst, alleine dafür verantwortlich zu sein, dass deine Gäste einen gelungenen Abend erleben und eine richtig gute Zeit haben. Vielleicht verbringst du Stunden in der Küche, um richtig gute Snacks zuzubereiten, anstatt alle dazu einzuladen, etwas zu einem Potluck-Dinner mitzubringen. In einer Partnerschaft vernachlässigst du womöglich deine eigenen Bedürfnisse und versäumst, sie klar zu kommunizieren, da du insgeheim der Überzeugung bist, für das Wohl und das Glück deines Partners oder deiner Partnerin verantwortlich zu sein. All das kann zu Überforderung führen und zu ungesunden Gewohnheiten, um die subtile Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation unbewusst zu kompensieren.

Damit überschreiten wir nicht nur die eigenen Grenzen, sondern auch die der anderen. Wir treten ungefragt ein in den höchstpersönlichen Lebensbereich des Mitmenschen, indem wir Verantwortung für seine Angelegenheiten übernehmen. Auch hier geht es der Steinbock-Energie darum, Kontrolle zu haben. Ein wesentlicher Unterschied zur Fische-Energie, die der Überzeugung ist, es ja nur gut zu meinen, die helfen will.

Das Problem: Wir nehmen damit dem Gegenüber die Möglichkeit, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Diese Verantwortung ist aber die Grundlage, um aus unserer authentischen Kraft heraus unser Leben zu gestalten.

Kurzum: Wir schwächen unsere Mitmenschen, indem wir unsere Verantwortungsbereiche überschreiten – ob bewusst oder unbewusst. Gleichzeitig können dadurch emotionale Abhängigkeiten entstehen. Denn irgendwann schleift sich die zwischenmenschliche Dynamik ein und es entstehen Erwartungen. Zum Beispiel: Im Job oder in Beziehungen übernehme ich stets Aufgaben, die in den Verantwortungsbereich einer Kollegin, eines Freundes oder meines Beziehungspartners fallen. Mein Gegenüber gewöhnt sich daran, womöglich in dem Glauben, dass ich es einfach gerne tue und kein Problem damit habe. Nun entsteht die Erwartung, dass das auch in Zukunft so weitergeht – und gleichzeitig eine Abhängigkeit des anderen von mir. Diese Abhängigkeit kann von meinem Ego als sehr wohltuend empfunden werden, ist aber auf lange Sicht ein Schuss ins Knie – in meines und das des anderen.

Ein Zitat, das mir in diesem Zusammenhang sehr gut gefällt, ist das von Thomas Hübl:

„Ich trage keine Verantwortung für dich. Ich trage Verantwortung für den Raum in mir und den Raum zwischen uns, in dem wir uns begegnen.“

Eine weise Botschaft, die in dieser Aussage steckt. Denn obwohl wir auf Bewusstseinsebene alle miteinander verbunden sind, wandeln wir als menschliche Individuen doch unabhängig voneinander auf dieser Erde. Jede und jeder von uns hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Prioritäten, die auf den jeweils individuellen Erfahrungen und den Bedeutungen basieren, die wir diesen Erfahrungen beimessen. Zusätzlich haben wir alle unseren freien Willen, kraft dessen wir unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen selbstbestimmt gestalten können. Soweit zum Potenzial. Doch inwieweit wir dieses uns innewohnende Potenzial verwirklichen können, hängt zu einem großen Teil auch von unserem Umfeld ab – und davon, was es uns zutraut. Ein Mensch, der in seiner Kindheit die Möglichkeit bekommen hat, schon früh Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, weil seine Eltern ihm eigene Erfahrungen und das Erlebnis von deren Konsequenzen ermöglicht haben, wird als Erwachsener einen deutlich größeren Spielraum haben, um eigenverantwortlich neue Erfahrungen zu machen. War ein Kind von sogenannten Helikoptereltern allerdings stets bestens behütet, hat es womöglich erst spät gelernt, eigene Entscheidungen zu treffen. Übersetzt bedeutet das: Diesem Menschen wurde lange Zeit nicht zugetraut, sein eigenes Ding zu machen, weil die Eltern Angst hatten, dem Kind würde etwas zustoßen, wenn sie es seine eigenen Erfahrungen machen lassen. Ein möglicher Glaubenssatz, der dabei entstanden sein könnte: „Es ist nicht sicher, Verantwortung abzugeben.“

Oder anders gelagert, eine konkrete Situation aus meiner Coaching-Praxis: Eine Klientin hatte genau damit Schwierigkeiten. Sie fühlte sich ständig überfordert und für alles und jeden verantwortlich. In der Arbeit halste sie sich immer mehr auf als notwendig, machte dauernd Überstunden und fühlte sich am Ende des Tages ausgelaugt. Nach den ersten Sessions haben wir die Ursache identifiziert: Weil ihr jüngerer Bruder in ihrer Kindheit schwer krank war, hat sich ihre Mutter hauptsächlich um ihn gekümmert. Sie hingegen fühlte sich zunehmend vernachlässigt und im Stich gelassen. Ihre kindliche Strategie, um mit der Situation umzugehen: Sie hat gelernt, alles alleine schaffen zu müssen. Dieser Glaubenssatz hat sich über die Jahre tief eingeprägt. Um nur ja nicht wieder alleine gelassen zu werden, hat sie ihre Strategie ausgebaut: Es möglichst allen recht machen, für alle da sein, für alle verantwortlich sein.

Die Gründe und Motive, warum wir heute Schwierigkeiten damit haben, Verantwortung für unsere eigenen Bedürfnisse zu übernehmen und gleichzeitig unseren Mitmenschen die Verantwortung für ihre eigenen Erfahrungen zu ermöglichen, sind vielfältig.

Nicht zuletzt spielen – wie wir bereits wissen – die kosmischen Energien dabei eine Rolle und die energetischen Veranlagungen in uns, die daraus resultieren. Aber Bewusstheit ist bekanntlich der erste Schritt zur Veränderung. Wie also können wir unsere eigenen Verantwortungsbereiche erkennen und uns von jenen des Gegenübers auf gesunde Weise abgrenzen?

Verantwortung für die eigenen Bedürfnisse

Eigenverantwortung bedeutet auch, die Verantwortung für dein eigenes Wohlergehen zu übernehmen. Wer, wenn nicht du, sollte dafür zuständig sein? Nur mit Eigenverantwortung kannst du ein selbstbestimmtes und wirklich erfülltes Leben führen. Sprich, wir müssen aktiv dafür sorgen, dass es uns gut geht und unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse geachtet und erfüllt werden, und dafür mitunter Mut, Energie und innere Stärke aufbringen. Mache dir immer wieder in Reflexionen mit dir selbst bewusst, was deine Bedürfnisse sind, was du brauchst, um dich wohl zu fühlen.

Höre auf deinen Körper

Achte auch auf die Signale deines Körpers – er weiß in der Regel gut, was du brauchst. Er liefert dir Klarheit für deine Grenzen und hilft dir so, eine mögliche Grenzverletzung rechtzeitig zu erkennen und durch eine klares „Nein“ oder eine andere Form der Abgrenzung gegenzusteuern. Praktiziere, deinen Körper von innen heraus wahrzunehmen, schule deine Achtsamkeit gegenüber seinen Signalen und spüre, was er dir sagt. Grenzüberschreitungen nehmen wir oft als Enge oder als Druck im Brustbereich, im Hals oder als unangenehme Empfindung im Bauchraum oder als Last auf unseren Schultern wahr.

Gesunde Grenzen setzen

Ein Mangel an persönlichen Grenzen ist eine Form der Selbstsabotage. Denn gesunde Grenzen setzen zu können ist wesentlich für deine emotionale Gesundheit. Stimmst du allem zu, was von außen an dich herangetragen wird, laugt dich das aus. Tolerierst du immer wieder Grenzübertritte, kann das zu Erschöpfung und Burnout führen. Diese Fragen können dir dabei helfen, herauszufinden, wo in deinem Leben solche Grenzüberschreitungen stattfinden:

  • Wann warst du das letzte Mal auf einen anderen Menschen wütend?
  • Welches Herzensbedürfnis ist dabei auf der Strecke geblieben?
  • In welcher Situation hattest du zuletzt das Gefühl, überrumpelt zu werden?
  • Warum hast du diese Situation als unangenehm oder gar schmerzhaft erlebt?
  • Wie hat dein Gegenüber reagiert?
  • Welche Reaktion hättest du dir stattdessen gewünscht?
Die Grenzen des anderen achten

Je bewusster du dir deiner eigenen Grenzen bist, umso einfühlsamer und respektvoller bist du im Umgang mit den Grenzen anderer. Genau so, wie du die Verantwortung für dein Leben übernehmen möchtest, um aus deiner vollen Kraft zu schöpfen, erlaube das auch anderen. Beobachte, ob dein Bedürfnis nach Kontrolle womöglich einen Grenzübertritt zum Wunsch nach persönlicher Entfaltung deines Gegenübers darstellt. Erlaube dir, Verantwortung abzugeben, Aufgaben zu delegieren und den Kontrollgriff des Egos zu lockern. Nimm wahr, wenn sich Menschen in deinem Umfeld vor ihrer Eigenverantwortung drücken wollen – ob bewusst oder unbewusst –, und mache dir bewusst, dass du ihnen langfristig einen Gefallen erweist, wenn du ihnen die Grenzen aufzeigst, klar und liebevoll kommunizierst und sie auf ihre eigenen Verantwortungsbereiche aufmerksam machst. So befreist du dich selbst und andere aus emotionalen Abhängigkeiten und ebnest den Weg in ein freies, selbstbestimmtes Leben.

Erkennst du dich in einem der Beispiele wieder? Was hilft dir dabei, deine eigenen Grenzen und die der anderen zu wahren? Ich freue mich sehr, wenn du uns in den Kommentaren unter dem Artikel deine Gedanken und Erfahrungen zum Thema mitteilst. Denn es ist so wertvoll, immer wieder zu erkennen, dass wir mit diesen und anderen teils sehr herausfordernden Themen nicht alleine sind.

PhiMa-Kolumnist

Jakob Horvat

Jakob ist Transformationscoach und Meditationstrainer, außerdem digitaler Nomade, Host des Podcasts "Thousand First Steps" und Autor von "Weltnah".

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Dem wirkt aber oft der empfundene Wunsch entgegen, die Kontrolle zu haben, zu behalten und – wenn möglich – zu erweitern. Dem zugrunde liegt das Bedürfnis nach Sicherheit und damit die Angst, dass die vertraute, sichere Welt ins Wanken gerät, wenn wir die Kontrolle abgeben. Geben wir dieser Angst nach in dem Glauben, damit die Sicherheit in unserem Leben zu mehren, dann kann das dazu führen, dass wir regelmäßig Grenzen überschreiten.

Zunächst unsere eigenen. Hier geht es um die persönlichen Grenzen in Bezug auf deine Leistungsfähigkeit und deine Ansprüche dir selbst gegenüber. Indem wir meinen, Verantwortung für jene Bereiche übernehmen zu müssen, die uns eigentlich nicht obliegen, erhöhen wir den Druck auf uns selbst. Das mag eine bestimmte Aufgabe im Job sein, die wir lieber selber machen, als sie zu delegieren und damit die Kontrolle abzugeben. Oder du schmeißt eine Party und spürst schon im Vorfeld einen großen Druck, da du meinst, alleine dafür verantwortlich zu sein, dass deine Gäste einen gelungenen Abend erleben und eine richtig gute Zeit haben. Vielleicht verbringst du Stunden in der Küche, um richtig gute Snacks zuzubereiten, anstatt alle dazu einzuladen, etwas zu einem Potluck-Dinner mitzubringen. In einer Partnerschaft vernachlässigst du womöglich deine eigenen Bedürfnisse und versäumst, sie klar zu kommunizieren, da du insgeheim der Überzeugung bist, für das Wohl und das Glück deines Partners oder deiner Partnerin verantwortlich zu sein. All das kann zu Überforderung führen und zu ungesunden Gewohnheiten, um die subtile Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation unbewusst zu kompensieren.

Damit überschreiten wir nicht nur die eigenen Grenzen, sondern auch die der anderen. Wir treten ungefragt ein in den höchstpersönlichen Lebensbereich des Mitmenschen, indem wir Verantwortung für seine Angelegenheiten übernehmen. Auch hier geht es der Steinbock-Energie darum, Kontrolle zu haben. Ein wesentlicher Unterschied zur Fische-Energie, die der Überzeugung ist, es ja nur gut zu meinen, die helfen will.

Das Problem: Wir nehmen damit dem Gegenüber die Möglichkeit, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Diese Verantwortung ist aber die Grundlage, um aus unserer authentischen Kraft heraus unser Leben zu gestalten.

Kurzum: Wir schwächen unsere Mitmenschen, indem wir unsere Verantwortungsbereiche überschreiten – ob bewusst oder unbewusst. Gleichzeitig können dadurch emotionale Abhängigkeiten entstehen. Denn irgendwann schleift sich die zwischenmenschliche Dynamik ein und es entstehen Erwartungen. Zum Beispiel: Im Job oder in Beziehungen übernehme ich stets Aufgaben, die in den Verantwortungsbereich einer Kollegin, eines Freundes oder meines Beziehungspartners fallen. Mein Gegenüber gewöhnt sich daran, womöglich in dem Glauben, dass ich es einfach gerne tue und kein Problem damit habe. Nun entsteht die Erwartung, dass das auch in Zukunft so weitergeht – und gleichzeitig eine Abhängigkeit des anderen von mir. Diese Abhängigkeit kann von meinem Ego als sehr wohltuend empfunden werden, ist aber auf lange Sicht ein Schuss ins Knie – in meines und das des anderen.

Ein Zitat, das mir in diesem Zusammenhang sehr gut gefällt, ist das von Thomas Hübl:

„Ich trage keine Verantwortung für dich. Ich trage Verantwortung für den Raum in mir und den Raum zwischen uns, in dem wir uns begegnen.“

Eine weise Botschaft, die in dieser Aussage steckt. Denn obwohl wir auf Bewusstseinsebene alle miteinander verbunden sind, wandeln wir als menschliche Individuen doch unabhängig voneinander auf dieser Erde. Jede und jeder von uns hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Prioritäten, die auf den jeweils individuellen Erfahrungen und den Bedeutungen basieren, die wir diesen Erfahrungen beimessen. Zusätzlich haben wir alle unseren freien Willen, kraft dessen wir unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen selbstbestimmt gestalten können. Soweit zum Potenzial. Doch inwieweit wir dieses uns innewohnende Potenzial verwirklichen können, hängt zu einem großen Teil auch von unserem Umfeld ab – und davon, was es uns zutraut. Ein Mensch, der in seiner Kindheit die Möglichkeit bekommen hat, schon früh Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, weil seine Eltern ihm eigene Erfahrungen und das Erlebnis von deren Konsequenzen ermöglicht haben, wird als Erwachsener einen deutlich größeren Spielraum haben, um eigenverantwortlich neue Erfahrungen zu machen. War ein Kind von sogenannten Helikoptereltern allerdings stets bestens behütet, hat es womöglich erst spät gelernt, eigene Entscheidungen zu treffen. Übersetzt bedeutet das: Diesem Menschen wurde lange Zeit nicht zugetraut, sein eigenes Ding zu machen, weil die Eltern Angst hatten, dem Kind würde etwas zustoßen, wenn sie es seine eigenen Erfahrungen machen lassen. Ein möglicher Glaubenssatz, der dabei entstanden sein könnte: „Es ist nicht sicher, Verantwortung abzugeben.“

Oder anders gelagert, eine konkrete Situation aus meiner Coaching-Praxis: Eine Klientin hatte genau damit Schwierigkeiten. Sie fühlte sich ständig überfordert und für alles und jeden verantwortlich. In der Arbeit halste sie sich immer mehr auf als notwendig, machte dauernd Überstunden und fühlte sich am Ende des Tages ausgelaugt. Nach den ersten Sessions haben wir die Ursache identifiziert: Weil ihr jüngerer Bruder in ihrer Kindheit schwer krank war, hat sich ihre Mutter hauptsächlich um ihn gekümmert. Sie hingegen fühlte sich zunehmend vernachlässigt und im Stich gelassen. Ihre kindliche Strategie, um mit der Situation umzugehen: Sie hat gelernt, alles alleine schaffen zu müssen. Dieser Glaubenssatz hat sich über die Jahre tief eingeprägt. Um nur ja nicht wieder alleine gelassen zu werden, hat sie ihre Strategie ausgebaut: Es möglichst allen recht machen, für alle da sein, für alle verantwortlich sein.

Die Gründe und Motive, warum wir heute Schwierigkeiten damit haben, Verantwortung für unsere eigenen Bedürfnisse zu übernehmen und gleichzeitig unseren Mitmenschen die Verantwortung für ihre eigenen Erfahrungen zu ermöglichen, sind vielfältig.

Nicht zuletzt spielen – wie wir bereits wissen – die kosmischen Energien dabei eine Rolle und die energetischen Veranlagungen in uns, die daraus resultieren. Aber Bewusstheit ist bekanntlich der erste Schritt zur Veränderung. Wie also können wir unsere eigenen Verantwortungsbereiche erkennen und uns von jenen des Gegenübers auf gesunde Weise abgrenzen?

Verantwortung für die eigenen Bedürfnisse

Eigenverantwortung bedeutet auch, die Verantwortung für dein eigenes Wohlergehen zu übernehmen. Wer, wenn nicht du, sollte dafür zuständig sein? Nur mit Eigenverantwortung kannst du ein selbstbestimmtes und wirklich erfülltes Leben führen. Sprich, wir müssen aktiv dafür sorgen, dass es uns gut geht und unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse geachtet und erfüllt werden, und dafür mitunter Mut, Energie und innere Stärke aufbringen. Mache dir immer wieder in Reflexionen mit dir selbst bewusst, was deine Bedürfnisse sind, was du brauchst, um dich wohl zu fühlen.

Höre auf deinen Körper

Achte auch auf die Signale deines Körpers – er weiß in der Regel gut, was du brauchst. Er liefert dir Klarheit für deine Grenzen und hilft dir so, eine mögliche Grenzverletzung rechtzeitig zu erkennen und durch eine klares „Nein“ oder eine andere Form der Abgrenzung gegenzusteuern. Praktiziere, deinen Körper von innen heraus wahrzunehmen, schule deine Achtsamkeit gegenüber seinen Signalen und spüre, was er dir sagt. Grenzüberschreitungen nehmen wir oft als Enge oder als Druck im Brustbereich, im Hals oder als unangenehme Empfindung im Bauchraum oder als Last auf unseren Schultern wahr.

Gesunde Grenzen setzen

Ein Mangel an persönlichen Grenzen ist eine Form der Selbstsabotage. Denn gesunde Grenzen setzen zu können ist wesentlich für deine emotionale Gesundheit. Stimmst du allem zu, was von außen an dich herangetragen wird, laugt dich das aus. Tolerierst du immer wieder Grenzübertritte, kann das zu Erschöpfung und Burnout führen. Diese Fragen können dir dabei helfen, herauszufinden, wo in deinem Leben solche Grenzüberschreitungen stattfinden:

  • Wann warst du das letzte Mal auf einen anderen Menschen wütend?
  • Welches Herzensbedürfnis ist dabei auf der Strecke geblieben?
  • In welcher Situation hattest du zuletzt das Gefühl, überrumpelt zu werden?
  • Warum hast du diese Situation als unangenehm oder gar schmerzhaft erlebt?
  • Wie hat dein Gegenüber reagiert?
  • Welche Reaktion hättest du dir stattdessen gewünscht?
Die Grenzen des anderen achten

Je bewusster du dir deiner eigenen Grenzen bist, umso einfühlsamer und respektvoller bist du im Umgang mit den Grenzen anderer. Genau so, wie du die Verantwortung für dein Leben übernehmen möchtest, um aus deiner vollen Kraft zu schöpfen, erlaube das auch anderen. Beobachte, ob dein Bedürfnis nach Kontrolle womöglich einen Grenzübertritt zum Wunsch nach persönlicher Entfaltung deines Gegenübers darstellt. Erlaube dir, Verantwortung abzugeben, Aufgaben zu delegieren und den Kontrollgriff des Egos zu lockern. Nimm wahr, wenn sich Menschen in deinem Umfeld vor ihrer Eigenverantwortung drücken wollen – ob bewusst oder unbewusst –, und mache dir bewusst, dass du ihnen langfristig einen Gefallen erweist, wenn du ihnen die Grenzen aufzeigst, klar und liebevoll kommunizierst und sie auf ihre eigenen Verantwortungsbereiche aufmerksam machst. So befreist du dich selbst und andere aus emotionalen Abhängigkeiten und ebnest den Weg in ein freies, selbstbestimmtes Leben.

Erkennst du dich in einem der Beispiele wieder? Was hilft dir dabei, deine eigenen Grenzen und die der anderen zu wahren? Ich freue mich sehr, wenn du uns in den Kommentaren unter dem Artikel deine Gedanken und Erfahrungen zum Thema mitteilst. Denn es ist so wertvoll, immer wieder zu erkennen, dass wir mit diesen und anderen teils sehr herausfordernden Themen nicht alleine sind.

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Jakob Horvat

Jakob ist Transformationscoach und Meditationstrainer, außerdem digitaler Nomade, Host des Podcasts "Thousand First Steps" und Autor von "Weltnah".

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