Damals prägten vorrangig Gynäkologen die Entwicklung hin zu einer programmierten Geburt, die sich an einem geplanten Ablauf und an medikamentöser Begleitung orientierte. Die spontane Geburt stellte für das Klinikpersonal ein organisatorisches Problem dar und es wurde nach medizinischen Ermessensgrundlagen definiert, wie der Gebärvorgang abzulaufen hatte. In dieser Dynamik wurden die Bedürfnisse der Frauen schlussendlich dem strukturellen Plan der Gebärstationen untergeordnet.
Rückblende in eine Zeit, bevor die Geburtshilfe in den Krankenhäusern stattfand.
Da war das Gebären reine Frauensache. In den Tagen vor der Geburt zogen sich Gebärende mit anderen Frauen ihrer Gemeinschaft zurück und erhielten so die nötige Unterstützung, um ihre Kinder zur Welt zu bringen. Die Grundidee, dass Frauen anderen Frauen in diesen so einzigartigen wie kräftezehrenden Momenten dienen, wurde vor allem in den USA wiederbelebt, wo das Berufsbild der Doula wieder Aufschwung erfährt, die den Fokus ihrer Arbeit auf das Wohlergehen der gebärenden Frau legt
NatĂĽrliche Geburt statt programmierte Prozesse
Auch in Deutschland wurde in den Siebziger- und Achtzigerjahren durch die aufkommenden Frauenbewegungen die Forderung laut, die Geburtsbegleitung wieder verstärkt zu ihrer natürlichen Idee zurückzuführen und Frauen gemäß ihrer individuellen Bedürfnisse durch den Entbindungsprozess zu begleiten – um so die Geburt möglichst selbstbestimmt zu gestalten. In den Geburtsstationen entwickelte sich in Zusammenarbeit mit den Hebammen die Idee der „natürlichen Geburt“, die den programmierten Prozess Schritt für Schritt ablösen sollte. Wir dürfen sehr dankbar für die medizinischen Möglichkeiten sein, die uns in der westlichen Welt so selbstverständlich zur Verfügung stehen und zahlreichen Frauen und Kindern Sicherheit bieten. Der hohe Kostendruck im Gesundheitsbereich und der enorme Personalmangel lassen es aber meist nicht mehr zu, von einer Hebamme persönlich während der gesamten Geburt betreut zu werden. Die sogenannte 1:1-Betreuung ist für eine Gebärende die größtmögliche Unterstützung, doch auch wenn Hebammen ihr Bestes geben, sind sie oft gezwungen, mehrere Geburten parallel zu begleiten.