Einerseits stellt uns das Erkennen der eigenen Bedürfnisse vor Herausforderungen und andererseits wollen die aufgespürten Bedürfnisse im Kontakt mit anderen Menschen ausgesprochen und vertreten werden. Insbesondere dann, wenn deine Bedürfnisse und die des anderen miteinander im Konflikt stehen. Oft haben wir dann das Gefühl, dass es nur zwei Optionen gibt:
#1: Entweder der andere oder ich. Einer zieht den Kürzeren, der andere gewinnt. Eine Win-Lose-Situation.
#2: Es muss ein Kompromiss her. Wir beide weichen etwas von unserem Bedürfnis ab und treffen uns in der Mitte. Eine Lose-Lose-Situation.
Dieser Artikel bringt dir eine dritte Möglichkeit näher. Die Win-Win-Situation.
Damit du deine Bedürfnisse in Harmonie mit deinen Mitmenschen erfüllen kannst, kümmere dich in einem ersten Schritt zunächst um deine Wünsche. Finde heraus, was du fühlst und brauchst. Anschließend kannst du mit liebevoller Klarheit in Kontakt mit anderen Menschen treten, um gemeinsam einen Weg zu finden, der beide Seiten erfüllt. Wie das geht, zeige ich dir jetzt. Schnapp dir Stift und Papier. Ich leite dich jetzt durch die zwei Schritte zum Glücklich-Sein.
Schritt 1: Eigenverantwortung
Wie steht es aktuell um die Erfüllung deiner Bedürfnisse? Fühle dich an dieser Stelle eingeladen, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Beantworte diese Fragen – möglichst ohne Nachdenken und aus dem Bauch heraus:
A) Auf einer Skala von 1-10, wie viel Erfüllung fühlst du momentan in deinem Leben?
B) Stell dir vor, du wärst der einzige Mensch auf der Welt und könntest dir alles wünschen. Welche Bedürfnisse würdest du dir ohne zu zögern erfüllen?
C) Was hält dich aktuell davon ab, deine Bedürfnisse wahrzunehmen?
D) Was hält dich aktuell davon ab, deine Bedürfnisse zu erfüllen?
Die Antworten auf diese Fragen ermöglichen dir ein größeres Bewusstsein darüber, was du aktuell brauchst und was dich davon abhält, es zu bekommen. Je bewusster du dir deiner Bedürfnisse wirst, desto einfacher gelingt dir ihre Erfüllung.
Die stille Rebellion als passiv-aggressives Verhalten
Einigen von uns gelingt es besonders schwer, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Deswegen möchte ich dich über ein spannendes Phänomen informieren, das insbesondere dann auftritt, wenn dir Harmonie wichtig ist, du dich besonders gut in andere Menschen einfühlen kannst und du in deiner Vergangenheit gelernt hast, nicht wichtig zu sein. Ich spreche vom passiv-aggressiven Verhalten. Dieses Verhaltensmuster ist insofern nicht leicht zu erkennen, als es versteckt auftritt. Oftmals bemerkt selbst die so agierende Person nicht, dass sie eine passiv-aggressive Strategie verfolgt. Vielleicht spürst du hierbei Resonanz und lernst etwas Neues über dich?
Was kennzeichnet nun das passiv-aggressive Verhalten? Es ist eine Art stille Rebellion. Ein „Nein“, das nicht offen ausgesprochen wird. Passiv-aggressive Verhaltensweisen sind z.B. Mauern, Liebesentzug, mit Schweigen strafen, Termine vergessen, langsam arbeiten, Lieblingsgegenstände des anderen aus Versehen beschmutzen, zerstören oder verlieren. Der Ursprung dieses Verhaltens liegt unter anderem in Situationen, in denen Ohnmacht und Fremdbestimmung erlebt wurde.
Diesem Verhaltensmuster liegt ein subtiles Verweigern zugrunde und eine Wut, die nur unterschwellig zum Ausdruck gebracht werden kann. Nur bemerken die Personen, die sich so verhalten, meistens nicht, dass sie ihre Wut abspeichern, die sich immer mehr in ihnen anstaut, weil sie nicht offen zum Ausdruck gebracht werden kann. Wie bereits erwähnt, sind nun Gefühle unser Wegweiser zu unseren Bedürfnissen. Wenn du aber deine Gefühle – im konkreten Fall die Wut – unterdrückst, nimmst du sie nicht wahr und fühlst ergo den Wegweiser zu deinen Bedürfnissen nicht. Dies gilt für alle Gefühle und bedeutet: Wenn du deine Gefühle unterdrückst, kannst du auch deine Bedürfnisse nicht wahrnehmen.