Eine bewusste Liebesbeziehung ist die Chance, gemeinsam zu wachsen.
Aber was bedeutet das überhaupt?
Fangen wir ganz vorne an. Schon vor unserer Geburt – ab dem Zeitpunkt der Empfängnis – prägen die Energien der Umwelt unser Unterbewusstsein. Streiten die Eltern oft, beherrschen Konflikt, Angst oder Aggressionen den Alltag, so können dunkle Muster entstehen, lange bevor wir mit unseren kleinen Äuglein zum ersten Mal das Licht sehen. Begegnen sich Mutter und Vater hingegen mit Liebe und Wertschätzung, steigt unsere Fähigkeit des Vertrauens in andere Menschen und in das Leben an sich – später eine der Grundvoraussetzungen für erfüllte Beziehungen, gleich welcher Art.
Wie die Eltern miteinander kommunizieren, wie sie Konflikte austragen, wie sie uns als Kindern begegnen oder welche Rolle wir womöglich schon früh übernehmen müssen, um das Familiensystem auszugleichen, veranlasst uns zu inneren Entscheidungen: „Ich bin nicht gut genug.“ oder „Ich kann niemandem trauen.“ sind zwei häufige Beispiele für unbewusste Überzeugungen, die sich im Laufe des Lebens so tief einbrennen, dass sie zu limitierenden Haltungen werden, mit denen wir fortan unsere Wirklichkeit wahrnehmen. Diese Programmierungen schränken nicht nur unsere persönliche Entwicklung ein, sondern hindern uns auch daran, nachhaltig glückliche Liebesbeziehungen zu führen.
Die äußere Welt ist immer ein Spiegel der inneren Welt
Deshalb ziehen wir auch Beziehungspartner:innen an, die zu unseren inneren Überzeugungen passen und diese bestätigen, indem sie unsere roten Knöpfe drücken. Um das an einem Beispiel zu veranschaulichen:
Angenommen, ich habe als Kind die Erfahrung gemacht, verlassen zu werden. Meine Eltern hatten wenig Zeit für mich und als sie sich voneinander trennten, wurde alles noch schlimmer. Dieser Schmerz hat sich tief eingebrannt und in mir die Haltung geprägt: „Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden.“ In meiner Beziehung versuche ich nun, mich ständig anzupassen, vernachlässige meine eigenen Bedürfnisse oder klammere, weil ich Angst habe, ansonsten verlassen zu werden. Es entsteht eine emotionale Abhängigkeit vom Partner bzw. der Partnerin – die sogenannte Co-Abhängigkeit. Macht er oder sie nun eine Bemerkung, die beispielsweise auf seinen/ihren Wunsch nach mehr Freiraum hindeutet, drückt er/sie bei mir einen roten Knopf. Die Alarmglocken läuten und ich reagiere mit der Projektion eines uralten Schmerzes auf meine(n) Partner:in. Jetzt tragen wir als Paar einen Konflikt aus, der zwar einen ganz anderen Ursprung hat, aber in der Dunkelheit des Unbewussten liegt. Während das Ego als treibende Kraft jede Kritik persönlich nimmt, sich verletzt fühlt, erwartet, verurteilt und weiter projiziert.